Eine gewisse Grundspannung wird während einer Dressurprüfung für gewöhnlich im Viereck erwartet. Am letzten Wochenende war aber genau diese auch auf der Tribüne zu spüren und der Kampf um die Landesmeisterschärpe heißer als je zuvor. Neue Konkurrenten und unerwartet übereinstimmende Richter taten das Ihre dazu.
Die Meisterschaft
Die Platzierungsreihenfolge der ersten Wertungsprüfung sorgte am Samstag (02.04.2011) für große Überraschung. Souverän zog hier Julia Schönherrn auf ihrem Wendelstern der Konkurrenz davon und brillierte mit insgesamt 15Punkten Vorsprung. Viele sprachen dabei von “Politik”, welche einen Generationenwechsel an Sachsen-Anhalts Landesmeisterspitze ankündigte. Das gute Ergebnis konnte Julia aber nicht wiederholen, denn die offensichtliche Abneigung ihres Pferdes gegen die geräumige Prussendorfer Prof.Werner-Wussow-Reithalle schien in der zweiten Qualifikation ihren Tribut zu zollen. Ein 13. Platz in dieser Prüfung nahm ihr alle Meisterchancen und auch die Motivation in der Finalprüfung Wendelstern wiederholt, in der von ihm ungeliebten Reithalle, vorzustellen. Die zweite Qualifikation konnte der Landbeschäler Donnersmarck unter Andrea Hintsche (717 Pkt.) für sich entscheiden, knapp gefolgt von Ilka-Kerstin Geiss auf Salimera (716 Pkt.).
Spannung pur gab es am Sonntag in der entscheidenden S-Dressur. Die vor dieser Landesmeisterschaft im südlichen Sachsen-Anhalt fast unbekannte Ilka-Kerstin Geiss konnte hier auf ihrer Stute Salimera beeindrucken und gewann vor ihrer guten Freundin Nadine Güssow die Finalprüfung und damit die Landesmeisterschaft 2011. “Mit einem solchen Erfolg habe ich in keinster Weise gerechnet!”, freute sich Geiss im Anschluss. Mit dem letzten Platz auf dem Podest musste sich während der Meisterehrung Andrea Hintsche auf Donnersmarck zufrieden geben.
Bei den Ponyreitern konnte die Enkelin des Verbandspräsidenten Jürgen Laue, Anna Laue, auf ihrem King William dominieren und verwies die mit Bannern (“Anne für Sachsen-Anhalt”) angefeuerte Vorjahresmeisterin Anne Kreuel auf den zweiten Platz. Auf Platz drei rangierte die Springreiterin Ivana Lesemann.
Ungewohntes – Einigkeit unter den Richtern und männliche Konkurrenz
Neben der ungewohnten Aufstellung in der Meisterschaftswertung gab es noch weitere Aspekte an diesem Wochenende, welche Abwechslung versprachen. Mit dem aus Berlin angereisten Richter Wolf-Rüdiger Beißert wurde die Jury erweitert. “Es interessant zu richten, wenn man knapp die Hälfte der Starter nicht kennt!” – so Beißert während der Meisterschaft. Dabei herrschte während des getrennten Richtverfahrens große Einigkeit unter den Richtern. Mit Punktgleichheit für Carolin Hornkohl auf ihrem Capristern im Finale (alle Richter vergaben 261 Pkt.) und nur geringfügigen Differenzen in den anderen Bewertungen zeigte sich in Prussendorf eine ungewohnt stimmige Jury.
In der Ponykonkurrenz bewiesen zwei junge Herren, dass Dressurreiten nicht nur den Damen vorenthalten ist. Zwar gab es in der Vergangenheit zum Teil auch männliche Ponyreiter, doch gehörten sie zumeist zum Pony-Springkader, welcher mit der Teilnahme eine Ponydressurmeisterschaft überhaupt ermöglichte. Mit Jan-Henrik Wolter und Franz Otto Damm stellten sich aber in diesem Jahr erstmals zwei “Dressur-Ponyreiter” der weiblichen Konkurrenz. Mit dem dritten Platz in der zweiten Pony-Qualifikationsprüfung Kl.A verwies Jan-Henrik bis auf Anne Kreuel und Anna Laue die übrige Konkurrenz auf die hinteren Plätze.