Viele wollten es kaum glauben, doch bereits am zweiten postoperativen Tag hieß es für mich, den Heimweg anzutreten. Dabei wurde jedoch wieder klar, dass Absprachen das ganze Leben um einiges einfacher und stressfreier machen würden. Letzten Endes war die Vorfreude größer als die Verwunderung.
Die Überraschung war groß, als mehr als eineinhalb Stunden vor der offiziellen Verabschiedung die Zimmertür aufging und die Stationsschwester verwundert reinschaute, kommentiert von „Ach Sie sind noch da?“. Entgegen der Absprache wurde ich unerwartet zeitig, jedoch freundlich aufgefordert den Platz für den nächsten Patienten zu räumen, was ich natürlich sofort tat. Das Kofferpacken fiel nicht schwer, denn die Vorfreude auf das eigene Bett und eine gewohnte Umgebung war um ein vielfaches größer als die Sehnsucht nach dem Patientenzimmer.
Dabei fing der Tag sehr angenehm an, denn das Frühstück war reichhaltig, die Ärzte nett und die Visite gewohnt kurz. Lediglich die Unterschiede über diverse Ansichten zur Versorgung des Operationsgebietes zwischen Schwestern und Ärzten machte mir wieder einmal klar, dass sich hier trotz Teamarbeit wieder zwei verschieden Teams gegenüberstehen. Krankenschwestern versus Ärzte ist dabei ein ausgeglichener „Kampf“ der für meinen Begriff ein gemeinsames Ziel verfolgt, die Versorgung des Patienten. Mir fällt es hier nur schwer zu glauben, dass jeder Patient damit umgehen kann und ob es die Sicherheit des Operierten fördert. Man könnte sich wie zwischen zwei Stühlen fühlen, unsicher welchen man wählen will. Ich persönlich verfolge den Mittelweg mit einer Tendenz zu meinen hoffentlich zukünftigen Arbeitskollegen, den Ärzten. Dabei sollte man die Erfahrung der Krankenpflegerinnen und –pfleger nie unterschätzen, denn gerade diese lässt so manchen jungen Assistenzarzt alt aussehen und im besten Falle zehrt er/sie von den Routiniers.
Nichtsdestotrotz konnte ich die Station ruhigen Gewissens verlassen, im Gepäck das Material um alles ordentlich zu versorgen. Allerdings war damit mein kompletter „Abholplan“ hin und ich nutzte die Alternative vor der Tür. Mit dem Linienbus wollte ich eigentlich den kürzesten Weg gen Heimat antreten, bemerkte jedoch nicht, dass ich den falschen erwischte. Dieser Fehler bescherte mir eine doppelt so lange Busfahrt und die Erfahrung, dass frische Narben keinesfalls unvorhersehbare, durch Bodenwellen ausgelöste Erschütterungen mögen.
Letzten Endes bin ich zu Hause angekommen und freue mich die nun folgende Nachbehandlung in ambulanter Betreuung fortsetzen zu können. In froher Erwartung auf die neuen Erfahrungen in den Arztpraxen werde ich die Erinnerungen aus der kurzen Zeit im Krankenhaus nutzen, um in Zukunft vielleicht doch einiges besser oder anders zu machen.