Ein Freitagabend, der anfing wie jeder andere. Am Ende befand ich mich dann aber in einem halleschen Krankenhaus, mit einem Chirurgen an meiner Hand. Wenn die Erste Hilfe selbst zur Gefahr wird und einem ganz schnell bewusst wird, wie schnell alles anders läuft als erwartet.
Großes Geschrei auf der Straße, sich beißende Hunde und eine Person am Boden. Dieses Bild bot sich meiner Nachbarin am vergangenen Freitag, als sie von der Unruhe ans Fenster gelockt wurde. Schnell klopfte sie an meiner Tür, wohl wissend, dass ich im Rettungsdienst arbeite.
Schnell eilte ich zum Unfallort, unwissend darüber, warum die Person am Boden lag. „Erste Hilfe“ ganz ohne sonst gewohnten Rettungswagen stand nun an. Der erste Stein fiel bereits vom Herzen, als ich wahrnahm, dass die Person atmete und demnach noch lebte. Jetzt stand ich nun am Beginn der Rettungskette, zu der ich sonst im aktiven Dienst gehöre. „NOTRUF“ war hier der erste Gedanke. Eine Frau wählte bereits die 112 und gab mir nach kurzer Aufforderung das Handy. Der Notruf wurde abgesetzt und jetzt begann die bange Zeit des Wartens.
Weitere Helfer kamen zum Unfallort und wir unterstützten uns. Ein offensichtlich sehr kompetenter, weiterer Helfer übernahm die Versorgung der verletzten Person, als es aus dem Hintergrund einen Hilferuf gab. Hier hielt jemand einen großen Windhund, der sich mit allen Mitteln gegen den ihn haltenden Mann wehrte.
Ich ging zu ihm und half, den Hund zu halten. Nach einem kurzen Gespräch wurde klar, der große Hund gehörte der verletzten, bewusstlosen Person. Während des Versuchs, den Hund davon abzuhalten zu seiner Besitzerin/seinem Besitzer zu rennen, verletzte er mich mit seinen Zähnen am Daumen. Besser aber meinen Daumen, als die Helfer am Patienten, denn der Hund weiß nicht, dass hier nur geholfen wird.
Dann kamen sie alle. Notarzteinsatzfahrzeug, Rettungswagen, Polizei und auch die Feuerwehr. Letztere kam speziell für den Hund und nahm uns diesen ab.
Meine Zeit der Ersten Hilfe endete hier. Jetzt ging es aber mit der Hilfe für mich selbst weiter. Eine Wunde am Finger, verursacht durch einen Hund, muss versorgt werden, sodass ich in ein hallesches Krankenhaus fuhr.
Der Arzt klärte mich auf, dass diese Entscheidung zur Untersuchung des Daumens vollkommen richtig war. Mit infizierten Wunden sei schließlich nicht zu spaßen und die möglichen negativen Folgen nicht zu verachten. Demnach musste die ursprünglich kleine Verletzung chirurgisch ausgeschnitten werden. Der angebrachte Verband ließ dann alles andere Vermuten als die angesprochenen kleinen Verletzungen, sorgte jedoch für amüsante Aufmerksamkeit.
Eines lässt mich jedoch nicht los. Wie geht es der verletzten Person? Im Nachhinein hat sich heraus gestellt, dass der Hund sich wohl losgerissen hat und dies zum Sturz mit anschließender Verletzung führt. Kleine Ursache, große Wirkung mit tragischen Folgen.