Britta Bando in Prussendorf zum Lehrgang

Para-Dressur-Equipe-Chefin Britta Bando in Prussendorf

Einen regen Diskussionsbedarf gab es während der Dressurrichter-Weiterbildung  in einer der Reithallen des Sachsen-Anhaltinischen Landgestütes Prussendorf. Unter Leitung von der international erfahrenen Richterin Britta Bando wurden sowohl in Theorie, als auch in der Praxis Bewertungsrichtlinien behandelt.

Britta Bando in Prussendorf zum LehrgangKnapp 20 Richter aus Sachsen-Anhalt trafen sich heute im Landgestüt Sachsen-Anhalts, um an einer Weiterbildung, unter Leitung von der Para-Equipe-Chefin und international erfahrenen Richterin  Britta Bando, teilzunehmen. Nachdem sie im theoretischen Eröffnungsteil auf diverse Veränderungen im Bewertungsprozess und die neuen Dressuraufgaben vorbereitet wurden, hieß es sich in der Dressurhalle einzufinden, um aktiv zu werden und Bewertungsprozesse offen zu diskutieren.
Zur Bewertung standen sechs Reiter-Pferd-Paare, welche unterschiedliche Ausbildungsstände aufwiesen. Die ersten Gruppe, welche mit zwei jungen Pferde beschickt wurde, diente der Bewertung von Grundgangarten. Schon hier schien die Vergabe der Noten nicht im Gleichmaß zu erfolgen. “Wir wollen hier nicht um Noten streiten!”, lenke Bando ein und versuchte die Diskussion in eine erfolgreiche Richtung zu lenken. Auffällig war das stete Erwähnen von Definitionen der zu bewertenden Lektionen durch die Para-Equipe-Chefin. Diese schienen in der Genauigkeit nicht jedem Richterkollegen geläufig zu sein und diente damit der Auffrischung. Auffällig war auch, dass sich nur eine handvoll Richter an der offenen Diskussion beteiligten, was deren Hitzigkeit jedoch nicht berührte.
So war der  in den zahlreichen Dressurprüfungen auf Turnieren bemängelte “Takt” eine ordentliche Grundlage, um im Wortgefecht dessen ursprüngliche Bedeutung klar zu stellen. Unverständnis kam hier bei einem Teilnehmer auf, als die Bewertung  für das in der Reithalle trabende Pferd zwischen der Wertnote 9 und 4 schwankte. “Bestehen Taktfehler kann keine Wertnote von fünf mehr gegeben werden!”, so der Kommentator, welcher bei den zu bewertenden Pferd keinen solchen Fehler erkennen konnte. Anders sah dies ein Teil seiner Kollegen und eine rege Diskussion nahm ihren Lauf. Letztendlich griff Bando in die Diskussion ein und bemerkte, dass nicht ein einzelner Taktverlust, bedingt durch das Suchen des Gleichgewichtes bei einem jungen Pferd, gleich ein Taktfehler ist.

Britta Bando zum Lehrgang in Prussendorf

Auch die Höhe der zu vergebenden Bewertungen spielte hier eine Rolle. “Wir müssen zunehmend mit 9-en rechnen”, so Brando. Die Vergabe solcher Wertnoten bedarf, laut Aussage vieler Turnierfachleute, sehr viel Mut des Richters, was Brando offensichtlich nicht so sieht. Sind Takt, Losgelassenheit, Anlehnung und Schwung gegeben ist die Vergabe der Wertnote 9 ihrer Meinung nach durchaus gerechtfertigt. “Sonst hat man für die Bewertung nicht so viel Zeit wie wir hier. Heute wollen wir aber diskutieren!”, lenkte Bando ein und suchte stets nach Kollegen, welche ihre Bewertungen offen zur Diskussion stellen möchten.

In der zweiten Gruppe ritten Reiter-Pferd-Paare, welche in der letzten Saison in Dressurprüfungen der Klasse M unterwegs waren. Für Diskussionsbedarf sorgten hier die neuen Dressurprüfungen M10 und M6, welche von den Aktiven erstmals geritten wurden. Diese waren von den neuen Linien und teilweise nicht korrekt beschriebenen Bahnpunkten in der Aufgabe teilweise so verwirrt, dass manche Korrekturvolten extra geritten werden mussten, um an das Ende der Aufgabe zu kommen. Von den “Viertellinien”, welche in den sonst zu reitenden Prüfungen keine Verwendung finden, waren hierbei nicht nur die Reiter, sondern auch die Richter überrascht. Britta Bando schmunzelte nur etwas und meinte, dass man damit auch die Richter aufmerksamer auf die neuen Prüfungen machen möchte.

In der letzten Gruppe stellten sich dann Reiter-Pferd-Paarungen vor, welche in den schweren Klassen zu Hause sind. Hier wurde von jedem Reiter eine entsprechende Dressurprüfung abverlangt und im Diskussionskreis um die Para-Equipe-Chefin bewertet.

Im Rahmen dieser Weiterbildung stellte Bando auch diverse Fragen, deren Lösung eigentlich nicht schwierig sein sollten, das Denkvermögen jedes einzelnen jedoch auf die Probe stellte. So wurde gefragt, wann das Kreuzen der Hinterhand in Traveralen gewünscht und überhaupt möglich ist. Die Antwort ist, dass im Trab ist eine Traversale ohne kreuzen schlichtweg nicht realisierbar und im Galopp das Kreuzen allein vom physiologischen Bewegungsablauf garnicht durchführbar ist. Mit Hilfe des Reitens der angesprochenen Lektionen von den Aktiven wurde dies verdeutlicht.
Anatomisch unmöglich ist ebenfalls das Biegen des gesamten Pferderumpfes. Aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit in Brust- und Lendenwirbelsäule und der Verknöcherung des Kreuzbeines seien manche Anforderungen teilweise garnicht erfüllbar. “Wir verlangen zum Teil unmögliche Dinge!”, fügte Bando hinzu und stieß jeden der Richterkollegen damit an, darüber nachzudenken, wie bestimmte Ausführungen im Viereck überhaupt möglich sind.


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