Mit internationalem Reitsport lockte das 75. Pfingstturnier wiederholt unzählige Zuschauer in den Schlosspark zu Biebrich, welche bei strahlendem Sonnenschein die Veranstaltung genossen. Ein wahrer Zuschauermagnet war 2011 der stark umworbene Dressur-Hengst Totilas unter Matthias Alexander Rath.
Totilas-Hype am Dressurviereck
Totilas hier und Totilas da, überall Totilas. Diesen Eindruck gewannen auf dem 75. Pfingstturnier nicht nur die Fachleute, sondern auch die breite Menge der Bevölkerung. Auf allen Radiosendern wurde der “Wunderhengst” als Aushängeschild für das diesjährige Turnier im Schlosspark dargestellt und die Massen folgten dem Ruf. Schon am Sonntag sollten die Befürchtungen wahr werden, dass nur Großgewachsene einen Blick auf den dreifachen Weltmeister-Hengst werfen konnten, wenn sie in der siebenten oder achten Reihe standen. Egal ob am Vorbereitungsplatz, dem Aufgang zum Dressurviereck oder direkt an der Wettkampfstätte, die unzähligen Zuschauer füllten jede Lücke um IHN zu sehen. Dabei schien der schwarze Schicke am Sonntag in der Qualifikation zum Grand Prix Special seinem Ruf nicht unbedingt gerecht zu werden. Mit deutlichen Fehlern in mehreren Lektionen brillierte Totilas nicht wie erwartet und rangierte zum Schluss “nur” auf dem dritten Platz. In der anschließenden Pressekonferenz sprachen sein Reiter Matthias Alexander Rath und dessen Vater von Disharmonien, welche im heimischen Training so nicht aufgetreten sind, aber mit Veränderungen in der Abstimmung zwischen Reiter und Pferd zu beheben wären. Dieser Ansicht war auch der Bundestrainer der Dressurreiter, Holger Schmezer, welcher die Findungsphase im Training als abgeschlossen ansieht, die Findungsphase auf dem Turnier aber noch im vollen Gange sei. Dass die genannte Veränderungen in der Abstimmung aber zeitnah Früchte trugen, bewies der Sieg am Montag im Grand Prix Special. Dabei trennten Rath auf Totilas nur 23,5 Punkte zur zweitplatzierten und Qualifkationssiegerin Laura Bechtolsheimer auf Mistral Hojris.
Ludger Beerbaum erfolgreich auf Schlossparkrasen
Routiniert und gewohnt gelassen ging Ludger Beerbaum die Aufgabe im Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden an. Obwohl er am Samstag noch in Cannes in den Start ging, startete der erfolgreiche Springreiter schon am Sonntag auf Chaman in Wiesbaden. Dabei schien ihm der 13. Platz in der Qualifikation Glück gebracht zu haben, denn mit diesem qualifizierte er sich für die Prüfung am Montag, welche er nach zwei fehlerfreien Runden und mit mehr als einer Sekunde Vorsprung gewinnen konnte. Mit dieser Leistung setzte sich Beerbaum gegen seine Konkurrentinnen Angelica Augustsson auf Mic Mac tu Tillard, Luciana Diniz auf Winningmood und Edwina Alexander auf Ciske van Overis durchsetzen und ging mit einem Preisgeld von 24.000 Euro nach Hause.
Unschlagbar – Michael Jung
In bester Form präsentierte sich der Weltmeister von Kentucky 2010 im frisch gemähten Schlosspark. Gleich mit drei Pferden trat Michael Jung in der CIC***-Prüfung an und zeigte seiner Konkurrenz, wer der Meister im royalen Hinterhof ist. Dabei schien Jung der Sieg als solches nicht auszureichen und präsentierte in brillianter Art und Weise nebem seinem Paradepferd River of Joy auch Leopin und Vincent TSF, welche er auf Rang zwei und fünf platzieren konnte. Mit dieser Leistung wusste der Baden-Württemberger auch den Routinier Andrew Hoy auf Ruthglen in die Schranken zu weisen und lies dem Australier den vierten Platz. Rang drei ging an Kulia Krajewski auf After the Battle.
Kleine Schwester ganz groß – Hannah Eccles gewinnt Voltigieren
Während ihre große Schwester und Weltmeisterin von Kentucky 2010, Joanna Eccles, in Vietnam als angehende Zahnärztin tätig war, nutzte Hannah Eccles die Gunst der Stunde und turnte sich auf dem Rücken von W.H. Bentley an die Spitze der Konkurrenz. Während der Schottische Rappe unter ihr wie ein Uhrwerk Runde um Runde galoppierte zeigte sich die junge Schottin von der Konkurrenz unbeeindruckt und siegte nach zwei Wertungsprüfungen vor der gebürtigen Französin und jetzt für die USA startenden Sarah D´Auriol in der CVI** Master Class Prüfung. Bemerkenswert war hier die Bewertung für Eccles, denn sie erhielt sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Wertung die exakt gleiche Wertnote von 8,527 von der Jury für ihre Leistung. Beste deutsche Starterin war in Wiesbaden Simone Wiegele auf Rang drei.
Bei den Herren gab es auf dem Sandplatz mit der spektakulären Kulisse des Biebricher Schlosses eine mindestens genauso erstaunliche Platzierung, mit der wohl niemand gerechnet hätte. Trotz starker Konkurrenz, zu welcher auch der amtierende Weltmeister Patrick Looser gehört und als Favorit gehandelt wurde, setzte sich der Tscheche Lukas Klouda an die Spitze und war von diesem Ergebniss völlig überrascht. Dabei hatte der sympathische Voltigierer prominente Unterstützung durch den Weltmeister von Aachen 2006, Kai Vorberg, welche die Longe des Siegers von Wiesbaden führte.
In der Mannschaftswertungs konnte sich Neuss-Grimlinghausen an die Spitze setzen und verwies damit ihre wohl härtesten Konkurrenz aus Ingelsberg auf Rang zwei.