Eigentlich wollte man sich doch nur für einen geplanten Eingriff anmelden, kurz noch ein paar Untersuchungen über sich ergehen lassen, um dann schnellstmöglich das Krankenhaus in Richtung Wochenende und Bücher zu verlassen. Alles andere erlebte ich heute in einem halleschen Krankenhaus.
Schon seit Wochen steht der Termin zur Voruntersuchung fest und so trat ich heute den Weg in Richtung Krankenhaus an. Als erstes überraschte mich das Glatteis auf dem Parkplatz, welches prompt die Funktionsweise meines Antiblockiersystems testete und mich vorwarnte, nicht zu schnell das Auto zu verlassen. Auf der rutschigen Oberfläche ging es dann in Richtung Haupteingang, von da aus weiter in die Abteilung meiner Wahl. Dort angekommen erhielt ich umgehend eine Belehrung über die notwendigen Akten, welche ich irrtümlicher Weise nicht vollständig hatte, denn natürlich war das vorgezeigte und kurz zuvor beim Hausarzt abgeholte Dokument das falsche, ein Einweisungsschein ist schließlich nicht dasselbe wie ein Überweisungsschein. Kurz um, das war alles kein Problem, denn man kann auch dieses Schreiben nachreichen und der Weg zur Untersuchung war frei.
Ernüchternd war es dann, als ein junger Arzt in genau meinem Alter die Anamnese erhob und ich mir insgeheim dachte „Da könntest du jetzt auch sitzen … verdammtes Abitur!“, das Ganze aber schnell verwarf, denn die Erfahrungen als Physiotherapeut und Rettungssanitäter möchte ich nicht mehr missen.
Es folgte ein Marathon des Anstehens und Wartens. Zuerst beehrte ich die MTA im EKG mit meiner Anwesenheit und ließ die Ströme meines Herzens überprüfen, um mich im Anschluss bei der Anästhesistin über die „Risiken und Nebenwirkungen“ eine Narkose belehren zu lassen. Beiden Gesprächen/Untersuchungen gingen schier unendliche Wartezeiten voraus, welche allerdings sinnvoll genutzt wurden um mein Physiologiewissen mittels Schmökern in der mitgebrachten Lektüre zu vertiefen.
Am Ende des Tages durfte ich dann noch einen Geruchs- und Geschmackstet machen und erstaunte dabei die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin (ugs. Krankenschwester) im dritten Lehrjahr, welche auf die Frage „Welche Geschmacksformen gibt es denn?“ mit einer detaillierten Antwort, inkl. der Geschmacksbereiche der Zunge nicht rechnete. Dafür durfte sie sich ein paar Stunden zuvor an den Venen meiner Ellenbeugen versuchen um Blut abzunehmen.
Nach insgesamt fünfeinhalb Stunden war ich dann fertig und wurde mit einem „Auf Wiedersehen!“ verabschiedet, denn am Dienstag stehe ich im OP-Plan, diesmal auf der anderen Seite der Medizin, als Patient.
Kommentare
Eine Antwort zu „Tagesplanung adé – ein Tag im Krankenhaus“
Schön zu lesen, dass es noch Menschen gibt, die die Wartezeiten im Krankenhaus zwar nicht unbedingt als angenehm empfinden, die Zeit aber nutzen und nicht in Hasstiraden gegen das medizinische Personal verfallen. Für viele schwierig zu verstehen, dass im Krankenhaus nicht immer alles nach Plan läuft. Dies wird wohl erst verständlich, wenn man das ganze Schauspiel einmal von beiden Seiten betrachtet hat….