Nachdem 2012 die Weihnachtsgala aussetzte, gab es am 30.11.2013 die Fortführung der Veranstaltung im Sachsen-Anhaltinischen Landgestüt in Prussendorf. Leider wurde diese ihrem Namen nicht gerecht und ähnelte mehr einer überregionalen Show, statt der versprochenen Gala.
Glaubte man dem beworbenen Begriff „Weihnachtsgala“, vermutete man als Zuschauer vor dem Beginn der Veranstaltung am 30.11.2013 in der Prof. Werner Wussow-Reithalle eine emotionale, dem Weihnachtsfest entsprechende Veranstaltung, welche im besten Falle kurzweilig und herzergreifend ist. Dieser Erwartungshaltung setzte das Landgestüt Prussendorf als Veranstalter eine Abfolge von Showeinlage entgegen, dessen Bezug zur Weihnachtszeit zum Teil zweifelhaft war.
Vor einer nahezu ausverkauften Halle eröffnete Harald Sporreiter um 15Uhr die Veranstaltung vom Rücken eines Kaltbluthengstes aus und bemerkte, dass die „Weihnachtsgala“ mit zwei, zweieinhalb bzw. bis zu drei Stunden angesetzt worden war.
Dabei waren 17 Programmpunkte am Samstagnachmittag geplant und sollten jede Menge Abwechslung versprechen. Deren Bezug zur Weihnachtszeit forderte allerdings so manchen kreativen Gedankengang, welcher nicht immer an das gewünschte Ziel führte.
Unterstützt wurde das Prussendorfer Landgestüt von den Kollegen aus Redefin, welche mit vier Pferden die Bahn zur Eröffnung betraten. Angeführt von einem mit Trommeln bestückten Kaltbluthengst, folgten drei weiter Hengste, deren Reiter mit Trompeten Fanfaren von sich gaben. Diesen folgten im nächsten Schaubild Ein- und Zweispänner, welcher gegensätzlicher nicht sein konnten. Zur Musik des halleschen Komponisten Georg Friedrich Händel fuhren die Einspänner in die Bahn und symbolisierten die gediegenen „Alten“, welche den Normen entsprechend gekleidet waren und gesittet fuhren. Kurz darauf stürmten die „Horse Angels“ mit ihren Zweispännern die Bahn und wiederspiegelten die jungen Wilden mit Lederjacken und provokanten Sonnenbrillen. Die anschließende Quadrille der Kutschen überzeugte die Zuschauer und erntete Applaus.
Für das Training der Bauchmuskeln wurde in Prussendorf ebenfalls gesorgt. „Rotkäppchen und der böse Wolf“ wurde in der Reitbahn musikalisch unterlegt komplett neu interpretiert und ließ viele Augen der Zuschauer nicht trocken. Die Tatsache, dass der Jäger den Wolf zwar erschießen wollte, ihn jedoch nicht traf und der Wolf anschließend vom Traktor der „Großmutter“ erfasst wurde, beendete die kurze Geschichte und erhielt jede Menge Beifall.
Absolut hochklassig wurde es im Programmpunkt „Voltigieren“. Nachdem die Angestellten des Gestütes im Vorfeld versuchten, altbekannte Figuren auf dem galoppierenden Pferd im Kostüm samt Perücke zu vollführen, zeigte die national und international erfolgreiche Jugendmannschaft aus Krumke wie dieser Sport professionell betrieben wird. Unter Leitung von Marion Schulze turnten die Leistungssportler auf dem Rücken von Genion Figuren, welche knapp unter dem Hallendach endeten und für so manchen Atemaussetzer im Publikum sorgten.
Etwas unübersichtlich wurde es in den Programmpunkten „Weihnachtsfrau sucht ihre Elfen“ und „Stars und Sternchen“. Im ersten Punkt piaffierte der Landbeschäler Donnersmarck unter Andrea Hintsche durch die Bahn, wobei Hintsche als „Weihnachtsfrau“ die Elfen in den Ecken der Reithalle finden wollte. Bei den „Stars und Sternchen“ flanierten bekannte Kinderfiguren durch die Bahn. Kinder, verkleidet als Biene Maja oder Michel, stellten hier die Hauptdarsteller und haben ihren Verwandten und Bekannten freudig gewunken.
Den Abschluss der „Weihnachtsgala“ vollführten die tanzenden Weihnachtsmänner, welche eine Quadrille im nun dusteren Raum der Prof. Werner Wussow-Halle ritten. Kurz zuvor erlosch das schon über den Abend sparsam eingesetzte Hallenlicht, was dem großen Finale nicht im Wege stand.
Die größte Überraschung für die Kinder im Publikum gab es dann zum Schluss, als Landstallmeister Sigmund Hintsche diese in die Hallenmitte einlud um vom extra angereisten Weihnachtsmann kleine Geschenke entgegen zu nehmen.
Die vorgestellten Schaubilder wurden von den Zuschauern überwiegend gut angenommen, doch waren fast drei Stunden Programm für den einen oder anderen zu viel, sodass während der Veranstaltung zum Teil erhebliche Bewegung auf den Tribünen entstand.
Der Bezug zum Thema der festlichen Veranstaltung konnte am Samstagnachmittag trotz zahlreicher Weihnachtsmannkostüme nur zum Teil hergestellt werden und hat eine Linie im Programm nicht erkennen lassen. Der Programmpunkt, welcher das Thema wohl am meisten verfehlt hat, war das Männerballett aus Sandersdorf. In bunten Kostümen präsentierte das motivierte Ballett eine Showeinlage, welche bei so mancher anderer Veranstaltung genial ankommt, allerdings nicht in den Rahmen einer Weihnachtsgala passt.
Bedeutung für Gala laut Duden-online: „Theater-, Opernaufführung, Konzertveranstaltung, Auftritt von Unterhaltungskünstlern o. Ä. [in festlichem Rahmen]“
Kommentare
2 Antworten zu „Weihnachtsgala Prussendorf – Mehr Show als Gala“
Sehr geehrter Herr Heine,
Ihre Kritik an der Weihnachtsgala im Landgestüt Prussendorf kann ich nicht ganz teilen. Vielleicht hat ein sogenannter roter Faden gefehlt, vielleicht waren es auch “nur” einzelne Showelemte, die diesen Abend bereichert haben, aber jeder der Teilnehmer hat hier hat sich hier dem Zuschauer bestens präsentiert. Hier haben die Freunde des Landgestüts wieder einmal gezeigt, dass sie zu “ihrem” Landgestüt stehen. Als Teilnehmer hat man auf jeden Fall eine andere Sicht zum Programmpkt. als Sie. Wir haben uns bestens auf diese Veranstaltung vorbereitet und der Applaus der Zuschauer hat gezeigt, dass nicht alles so miess war, wie Sie es darstellen. Die “verkleideten Kinder” z. B. sollten die Zuschauer auf Weihnachten einstimmen, denn die Figuren werden sie zum großen Teil in der Weihnachtszeit im Fernsehen wieder sehen. Die Kinder haben nicht nur ihren Bekannten und Verwandten gewunken, nein sie haben auch schon Spaß und Freude den Zuschauern Spaß und Freude zu schenken. Es gehört schon viel Mut dazu, sich auf ein großen Pferd zu setzen oder vor einer ausverkauften Halle zu tanzen usw. und sofort. Auch die Fahrquadrille “Gegensätze ziehen sich an” war so angedacht, dass die Zuschauer sehen konnten, dass nicht nur nach klassischer Musik gefahren werden kann, sondern auch nach rockiger Musik . Noch zum Abschluss Herr Heine, wir, die hier teilgenommen haben, werden nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir haben auch aus Ihrer Kritik gelernt. Wir sind aber keine “Profis”, wir sind alle berufstätig, die Vorbereitungen treffen wir abens und an den Wochenende und die Kostüme schneidere ich spät…………
Ich wünsche Ihnen im Namen meines Mannes, meiner Familie und meinen Freunden ein schöööönes besinnliches Weihnachtsfest. Vera Wieschke
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Wie schon im Text beschrieben kritisiere ich nicht die Leistung der einzelnen Darsteller, denn diese waren im überwiegenden Maße ansehnlich und wie Sie schon angesprochen haben, den Applaus der Zuschauer geerntet. Keinesfalls waren sie „mies“, teilweise einfach am Thema vorbei. Auch die Freundschaft zum Landgestüt sollte mit diesem Text nicht kritisiert werden, jedoch verfolge ich diese Veranstaltung seit Jahren und muss sagen, dass die Überschrift nicht mehr zum Inhalt passt. Hätte man es neudeutsch “Prussendorfer Horseshow” oder „Weihnachtsshow“ genannt, dann wären die Schaubilder selten von der Überschrift abgewichen.
Die Tatsache, dass Sie keine “Profis” sind bedeutet auch nicht, dass man deshalb Abstriche in der Qualität erwarten muss. Im Gegenteil, denn ich sehe in der Arbeit der “Nicht-Profis” oft ehrlichere Emotionen, welche genau hier bei einer “Weihnachts-GALA” besser in Szene gesetzt werden könnten. Dies verlangt aber auch einen etwas höheren technischeren Aufwand, den ich einem Landgestüt auf jeden Fall zutrauen und auch zumuten kann. Dafür bedarf es aber mehr als der Standard-Beleuchtung.
„Gegensätze ziehen sich an“ empfinde ich grundsätzlich als eine gute Idee, die wie schon beschrieben, etwas anders in die „Gala“ eingebaut zum Weihnachtsfest hätte passen können. So war es eine gelungene Fahrvorstellung, deren Bezug zum Christfest ich nicht gesehen habe.
Meine Texte erfreuen sich recht häufig positiver und auch negativer Kritik und als Antwort auf diesen Text hier erhielt ich die Aussage “Wer nichts macht, macht nichts falsch.”, doch wer ständig selben Fehler wiederholt, der sollte eventuell überlegen etwas zu ändern.
Ich persönlich denke, dass eine Weihnachtsgala in einem Landgestüt, welche sich zum Beispiel an einem Märchen orientiert, eine Vielzahl der Schaubilder der diesjährigen Veranstaltung beinhalten und damit ein größerer Publikumsmagnet werden kann. Dann hätten die Kinder die Chance noch mehr Zuschauern und ihren Mut zu beweisen.